Wohnwand

Das 20. Jahrhundert – Zerstörung und Neubeginn

Unser heutiger Wohnungsbau wurde entscheidend durch die Architektur der 1920er Jahre beeinflusst. Visionäres Denken und glühende Heldenverehrung fanden nachdem verlorenen 1. Weltkrieg ein jähes Ende. Nur rationales, lösungsorientiertes Denken konnte somit die heraufziehenden sozialen Probleme des 20. Jahrhunderts lösen. Die neue Sachlichkeit bekannter Architekten wie Walter Gropius, Bruno Taut oder Ludwig Mies van der Rohe stellte sich in den Dienst der Zeit und schuf damit moderne Zweckbauten. Die Weißenhofsiedlung in Stuttgart, der AOK Bau in Mannheim oder der Bau des Roxi-Palastes in Berlin-Friedenau zeugen von dieser modernen Architektur. Im Gegensatz zur pompösen, der Demonstration von Macht dienenden Bauweise der Kaiserzeit, stellte man nun den Bewohner und Nutzer der Gebäude in den Mittelpunkt. Die elementare Erneuerung auf diesem Sektor wurde gleichzeitig durch die Entwicklung industrieller Herstellungstechniken begünstigt. Baumaterial konnte nun in großen Mengen geliefert werden. Die Endlosbauweise entwickelte sich.

 

Wohnmöbel in Holz und rot

Architektur im Wohnzimmer

Dieser Fortschritt erfasste auch die Möbelgestaltung. 1921 entwarf der Wiener Architekt Franz Schuster ein Schrankwandprogramm für die württembergische Möbelfabrik Erwin Behr. Der Schrank wurde von links nach rechts wandüberdeckend eingebaut. Unter anderem wurde der wirtschaftliche Aufstieg von Interlübke und Hülsta nach dem 2. Weltkrieg auch dadurch ermöglicht.

Schrankwände wurden in der DDR für normierte Plattenbausiedlungen in Endlosbauweise produziert und eingebaut. Zudem hat der Bewohner heute meistens deutlich mehr Wohnraum zur Verfügung als damals. Für die Aufbewahrung von täglichen benutzten Gegenständen steht zusätzlicher Stauraum zur Verfügung. Deshalb wurde die geschlossene Schrankwand im Wohnzimmer überflüssig.

Die moderne Schrankwand ist leicht und locker

Heute werden einzelne kubische Schranksegmente in unterschiedlicher Breite, Höhe und Tiefe zu Wohnwänden zusammengefügt. Linien werden durch Regale unterbrochen. An sichtbaren Rückwänden hängen TV-Geräte, lange Schubladenschränke schweben an der Wand. Mit Metall, Glas und Holz werden ästhetisch ansprechende Segmente lichtdurchlässig und locker. Die optische Wirkung steht im Vordergrund und zeugt somit vom Geschmack der Bewohner.

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Lars Selig

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